Interventionen

Ärzt*innen steht ein breites Angebot wirksamer und sicherer pharmakologischer Behandlungsmöglichkeiten für Hautkrankheiten zur Verfügung, von denen die meisten Patient*innen profitieren. Diese Behandlungsmöglichkeiten zielen jedoch primär auf die Linderung der physischen Symptome wie sichtbare Läsionen, Juckreiz oder Brennen der Haut. Viele Betroffene erleben häufig jedoch auch psychosoziale Belastungen wie beispielsweise Angst und Depression, wodurch  ergänzende Maßnahmen erforderlich sind.

 

Erstens können Patient*innen (und ihre Familien) durch Patientenaufklärung in die Lage versetzt werden, ihre Krankheit im täglichen Leben selbständig zu bewältigen, praktikable Hautpflegeroutinen zu entwickeln, mögliche Auslöser zu erkennen und sich an ihren Behandlungsplan zu halten. Zweitens können Patient*innen in Selbsthilfegruppen und auf Plattformen Ratschläge und Erfahrungen mit anderen austauschen, die sich in einer ähnlichen Situation befinden. Drittens können psychologische Ansätze und Psychotherapie bei der Bewältigung der psychosozialen Auswirkungen der chronischen Krankheit helfen.

Hier geben wir Ihnen einen Überblick über unsere aktuellen und früheren Arbeiten zur Entwicklung, Verbesserung und Umsetzung nicht-pharmakologischer Interventionen für Menschen mit einer chronischen Hauterkrankung.

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Laufende Projekte:

Hintergrund: Menschen mit ME/CFS sind häufig Stigmatisierung durch Ärzt*innen ausgesetzt. Betroffene berichten, dass ihnen kein Glauben geschenkt wird, ihnen negative Beweggründe (z.B. unbegründetes Anstreben einer Berentung, Suche nach Aufmerksamkeit) oder Persönlichkeitseigenschaften (z.B. Wehleidigkeit) zugeschrieben werden und/oder keine adäquate oder sogar gar keine Behandlung gewährt wird, etwa durch Ablehnen einer Weiterbehandlung. Die resultierenden körperlichen und psychischen Belastungen der Betroffenen sind erheblich. Das Vertrauensverhältnis zu den Behandelnden nimmt schweren Schaden; eine falsche oder ausbleibende Behandlung kann – neben dem Leid durch unbehandelte Symptome – eine Verschlimmerung der Erkrankung befördern. Als Ursachen der Stigmatisierung werden sowohl mangelndes Wissen über ME/CFS als auch negative Einstellungen gegenüber Patient:innen mit (vermeintlich) medizinisch nicht erklärbaren bzw. nicht kurativ behandelbaren Krankheitsbildern vermutet. Eine Intervention zur Entstigmatisierung sollte daher Wissens- und Erfahrungselemente enthalten. Ziel dieses Projekts ist es daher, einen Workshop für Medizinstudierende zu entwickeln, der die Stigmatisierung von ME/CFS-Betroffenen durch zukünftige Ärzt*innen verringert.  

 

Zielsetzung:

  • Entwicklung eines Seminars zur Verringerung der Stigmatisierung von Menschen mit myalgischer Enzephalomyelitis / Chronischem Fatigue Syndrom (ME/CFS) für Medizinstudierende 
  • Prüfung der Durchführbarkeit und Wirksamkeit dieses neuen Seminar

 

Studiendesign: Pilotstudie - nicht-kontrollierte Querschnittsstudie


Zielgruppe: Medizinstudierende (n = 40)


Laufzeit: 2024 - 2025


Sponsor: Deutsche Gesellschaft für ME/CFS

Hintergrund: Chronische Hauterkrankungen werden nicht nur physisch, sondern auch psychisch von den Betroffenen als enorme Beeinträchtigung erlebt. Neben Komorbiditäten wie Depressionen und Angststörungen und dem daraus resultierenden sozialen Rückzug, stellt ebenso Selbststigmatisierung eine große psychische Belastung dar. Diesbezüglich konnte gezeigt werden, dass Selbstmitgefühl sich positiv auf Selbststigmatisierung und die Lebensqualität auswirkt, nur wurde bisher noch keine allein auf Meditation basierte Intervention speziell dafür entwickelt. Demnach trägt die Studie zum Ziel, die Auswirkung einer auf Selbstmitgefühl basierten Meditationspraxis auf Selbststigmatisierung bei Menschen mit sichtbaren chronischen Hauterkrankungen zu untersuchen.

 

Zielsetzung: Entwicklung und Bewertung eines 4-wöchigen Programms zur wöchentlichen Meditation (je 25-30 Minuten) per Live-Videokonferenz, das speziell für Menschen mit sichtbaren chronischen Hauterkrankungen ausgerichtet ist. Ziel ist es, die Selbststigmatisierung zu verringern und die Lebensqualität zu verbessern. 

 

Studiendesign: prospektive, randomisierte kontrollierte Interventionsstudie 


Zielgruppe: Erwachsene mit einer primären Hauterkrankung wie Psoriasis, Hidradenitis suppurativa, atopische Dermatitis, Alopecia areata, Rosazea oder Vitiligo und ohne derzeitige psychiatrische/psychotherapeutische Behandlung (n = 40)


Laufzeit: Februar - Juni 2024

Hintergrund: Eine große Herausforderung im Zusammenhang mit sichtbaren chronischen Hautkrankheiten ist Stigmatisierung, die sowohl von anderen (öffentliche Stigmatisierung) als auch von den Betroffenen selbst (Selbststigmatisierung) ausgeht. Selbststigmatisierung führt häufig zu geringem Selbstwertgefühl und Einschränkungen im täglichen Leben. Da es bisher keine Interventionen zur Reduktion von Selbststigma bei Hauterkrankungen gibt, zielt dieses Projekt darauf ab, eine Online-Intervention zu entwickeln, um Selbststigma bei Patienten mit Psoriasis, atopischer Dermatitis, Hidradenitis suppurativa, Alopecia areata und Vitiligo zu verhindern und/oder zu reduzieren. 

 

Zielsetzung:

  • Identifizierung psychosozialer Prädiktoren von Selbststigmatisierung und der zugrundeliegenden Mechanismen
  • Erfassung und Auswertung bestehender Interventionen, die auf Selbststigma und veränderbare psychosoziale Faktoren, welche Selbststigma begünstigen oder aufrechterhalten, abzielen
  • Entwicklung und Evaluierung einer Online-Intervention für Patient*innen mit verschiedenen sichtbaren Hautkrankheiten, die einen hautspezifischen und einen generischen Ansatz kombiniert, um Selbststigmatisierung zu verhindern und/oder zu verringern
  • Bestimmung von Prädiktoren der Reaktion auf die Online-Intervention

 

Studiendesign: systematischer Literaturreview; prospektive, interventionelle, randomisierte kontrollierte Studie


Zielgruppe: Erwachsene mit Psoriasis, atopischer Dermatitis, Hidradenitis suppurativa, Alopecia areata oder Vitiligo (n = 500)


Laufzeit: 2022 – 2025 (+ 2 Jahre)


Sponsor: BMBF
 

Hintergrund: Viele Menschen mit Hautkrankheiten schämen sich für das Aussehen ihrer Haut und manche empfinden sogar Ekel – Gefühle, die zu sozialem Rückzug, Beeinträchtigung der sexuellen Funktion und der Intimität sowie zu sozialem Stress beitragen. Psychologische Interventionen, die diese negativen Gefühle verringern und das Selbstbild und das Wohlbefinden verbessern, sind daher dringend erforderlich.  

 

Zielsetzung:

  • Untersuchung, ob und wie eine Selbstmitgefühl-Intervention Ekel und Scham bei Personen mit Akne, atopischer Dermatitis oder Psoriasis beeinflusst.

  • Vergleich der Auswirkungen einer Selbstmitgefühl-Intervention vs. Psychoedukation auf Ekel und Scham.

 

Studiendesign:

  • Querschnittliche

  • Interventionelle

  • Randomisierte experimentelle Studie

 

Zielgruppe:

Erwachsene mit:

  • Mittelschwerer bis schwerer Akne

  • Atopischer Dermatitis

  • Psoriasis

 

Laufzeit: laufend

Abgeschlossene Projekte:

Hintergrund: Menschen mit sichtbaren chronischen Hauterkrankungen erleben in vielen sozialen Begegnungen Stigmatisierung. Diese Stigmatisierung hat einen großen Einfluss auf ihr soziales Leben, verändert zwischenmenschliche Beziehungen und führt zu Gefühlen der sozialen Entfremdung und Ablehnung. Im Jahr 2014 forderte die Weltgesundheitsversammlung (WHA) ihre Mitgliedsstaaten auf, die Gesundheitsversorgung für Menschen mit Psoriasis zu verbessern und Maßnahmen gegen Stigmatisierung zu ergreifen. Es besteht ein großer Bedarf an Interventionen gegen stigmatisierende Haltungen für verschiedene Zielgruppen. 

 

Zielsetzung:

  • Entwicklung einer strukturierten Kurzintervention, die darauf abzielt, stigmatisierende Einstellungen gegenüber Hautkrankheiten abzubauen.

  • Evaluierung der Wirksamkeit dieser Intervention zur Verringerung stigmatisierender Einstellungen gegenüber Psoriasis bei Medizinstudierenden und zukünftigen Pädagog*innen.

 

Studiendesign: systematischer Review; prospektive, interventionelle, randomisierte kontrollierte Studie

 

Zielgruppe: Medizinstudierende (n = 127); Pädagog*innen in Ausbildung (n = 221)

 

Abgeschlossen: 2021

 

Sponsor: Deutsches Bundesministerium für Gesundheit

 

Publikationen:

  • Stigma in visible skin diseases - a literature review and development of a conceptual model

  • Assessment of stigma related to visible skin diseases: a systematic review and evaluation of patient-reported outcome measures

  • Perception and determinants of stigmatization of people with psoriasis in the German population

  • Perception of stigmatization in people with psoriasis-qualitative analysis from the perspective of patients, relatives and healthcare professionals

  • Translating the WHA resolution in a member state: towards a German programme on 'Destigmatization' for individuals with visible chronic skin diseases

  • A Structured Intervention for Medical Students Significantly Improves Awareness of Stigmatisation in Visible Chronic Skin Diseases: A

  • Randomised Controlled Trial

  • Effectiveness of a structured short intervention against stigmatisation in chronic visible skin diseases: Results of a controlled trial in future educators

Hintergrund: Die psychosoziale Belastung für Patient*innen mit sichtbaren chronischen Hautkrankheiten ist hoch. Ein besonderes Problem ist die Stigmatisierung durch andere, einschließlich Blicken, negativen Kommentaren, Vermeidung und Ausgrenzung. Um die Stigmatisierung in der Öffentlichkeit zu verringern, wurde im Rahmen eines durch das Bundesministerium für Gesundheit geförderten vorausgehenden Projekts eine Face-to-Face-Intervention ("ECHT") entwickelt, die sich aus verschiedenen Komponenten zusammensetzt, von denen bekannt ist, dass sie der Stigmatisierung bei anderen Krankheiten entgegenwirken (Selbsterfahrung, Aufklärung, Patientenbegegnung). Die Intervention wurde zunächst mit Medizinstudierenden und Pädagog*innen in der Ausbildung durchgeführt und zeigte vielversprechende Effekte: Die Teilnehmer*innen berichteten von einem deutlich geringeren Wunsch nach sozialer Distanz zu Menschen mit Psoriasis und einer geringeren Zustimmung zu negativen Stereotypen und falschen krankheitsbezogenen Annahmen. Eine breite Anwendung dieser Intervention und ihre Ausweitung auf andere Zielgruppen könnte die Stigmatisierung verringern und die Öffentlichkeit für die Herausforderungen und Bedürfnisse von Menschen sensibilisieren, die mit einer chronischen Hautkrankheit leben. 

 

Zielsetzung:

  • Adaptation einer Intervention gegen die Stigmatisierung von Hautkrankheiten ("ECHT"-Intervention) für Personen, die in körpernahen Berufen tätig sind (z. B. Friseur*innen, Kosmetiker*innen, Physiotherapeut*innen, Fußpfleger*innen).

  • Prüfung der Durchführbarkeit und Wirksamkeit dieser neuen Intervention zur Verringerung der Stigmatisierung von Hautkrankheiten.  

 

Studiendesign:

  • Prospektive,

  • Interventionelle

  • Randomisierte kontrollierte Studie

 

Zielgruppe:

Personen, die als:

  • Friseur*innen,

  • Kosmetiker*innen,

  • Physiotherapeut*innen

  • Podolog*innen arbeiten oder eine entsprechende Ausbildung machen

 

Laufzeit: 2021-2023

 

Sponsor: Beiersdorf AG